Elternfallen im Kinderparadies – Wo unsere Kinder nicht sicher sind
Von Pusteblumenbaby. Abgelegt unter Alltagsgeschichten |Schlagwörter: Alltag Kleinkind
Heute morgen bin ich mit verschlafenen Augen ans Fenster getreten und habe den Regengott gefragt, warum er ausgerechnet am Wochenende die graue Wolkendecke auspackt. Vielleicht liegt das an den Regentänzen, die mein Kleinkind jetzt immer aufführt. Sie läuft durch das Zimmer von A nach B und von B nach C und von C nach D und ruft “Öjahualaaaaaöööööööööööööö”. Wenn mein Kind aktiv ist, ist sie aktiv, aktiv ist sie. Aber ich kann das gerne zulassen, denn sie stört damit schließlich niemanden.
Ich schaute also auf die Gewitterfront und wusste, Kinder wollen fast immer nach draußen. Gerade im Winter war mein Kleinkind so dermaßen unausgeglichen, aber mit dem Frühling sind ihre Wutanfälle beinah wie weggeblasen (vielleicht ist sie auch nur älter geworden?). Jedenfalls musste ich mir heute etwas einfallen lassen, denn bei Regen auf dem Spielplatz rumstehen, ist wirklich kein Vergnügen, obwohl meinem Kleinkind selbst ein verregneter Nachmittag allein auf dem Spielplatz Unterhaltung pur ist. Sie planscht dann auch immer gerne in allen Pfützen herum, die sich ihr bieten.
Da Mama nun aber keine begnadete Regentänzerin ist und das Lied “I’m singing in the rain” nicht ausstehen kann, ging es heute ins Einkaufszentrum und zwar in die Elternfalle “Kiddiland”. Das Land ist schon ein gewisses Risiko für den Geldbeutel, denn dort stehen einige Geldschlucker rum, die zu einem Spieleatoll im Einkaufszentrum wie einarmige Banditen nach Las Vegas gehören. Ich habe es in unserem gemeinsamen Leben nun gut geschafft zu verschleiern, dass diese Dinger sich bei Geldeinwurf bewegen. Für mein Kleinkind sind es starre, leblose Spielgeräte.
Zum Glück gibt es hier eine Art geheimen Elterncode. Ich kam schweigend zu den Geldabschneidemaschinen (wofür jeder Anlageberater bei der Bank verklagt werden würde, wenn er einem so das Geld aus der Tasche zieht) und nickte den anderen Eltern nur wissend und geheimnisvoll zu. Mein Kind turnte also mit 20 anderen Kinder auf den Rennwagen, Treckern und Baggern rum und wir 20 Eltern standen wie ein eingeschworrener Geheimbund um die starren Gebilde und wir freuten uns in unseren schwarzen Seelen, denn wir verschwendeten keinen Pfennig für 30 Sekunden beschissener Autosimulation.
Und wie wir dort so standen kam bald schon eine Familie, die nicht unserem Kulturkreis entstammt. Ich versuchte mit der Frau Augenkontakt aufzunehmen, aber diese war vollkommen vermummt und der Vater spendierfreudig. Er ließ seine drei kleinen Kinder alle einzeln in den verschiedenen Autos fahren und das nicht nur einmal. Mein Kleinkind stand nun wie angewurzelt am Spielelandstraßenrand und alle anderen Eltern bekamen große Augen. Wir atmeten erleichtert auf, als die Kulturfremden mit ihrem Sprit, den sie an den Spaßtanken bekamen, wieder von dannen zogen.
Ich war auch erleichtert, denn mein Kind hatte augenscheinlich noch nicht verstanden, wie sie die Dinger in Bewegung brachte. Doch als ich sie dann aus ihrem Bob-der-Baumeister-Bagger rausholen wollte, da jeder “Spielplatz” besuch mal enden muss, zeigte sie ganz verzweifelt auf den Geldschlund in der Baggerkasse. Dann schob sie ihre Hand in meine Tasche und zerrte meinen Geldbeutel ans Tageslicht und rief: “Mama, daaaa”.
Das Ende vom Lied ist, dass mein Kind nun weiß, wie die Autos zum Leben erweckt werden und ich muss mir beim nächsten regnerischen Samstag etwas anderes ausdenken, denn als Mama mit wenig Kleingld können wir uns die Spritztouren am Wochenende nicht leisten.
Alles Liebe
eure Maja

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