Wie ihr wilden Kindern Freiheit gebt – Großstadtmami möchte zurück auf’s Land
Von Pusteblumenbaby. Abgelegt unter Mamas Erziehung |Schlagwörter: Kleinkind Freiheit
Mama und Kleinkind leben nun in der Großstadt mitten zwischen Betonburgen, Kilometer weiten Ampelstrecken, schnellen Autos, hektischen Monstermenschen und minimalen Grüninseln (die in der Regel von Hunden und ihren Exkrementen belagert werden). Wenn mein Baby und ich zum Supermarkt gehen, dann verbringen wir mindestens 10 Minuten damit an roten Ampeln zu stehen, versuchen uns gut zu benehmen, um in der grauen Menschenmasse nicht unangenehm aufzufallen, wir gehen über in monotones Grau, so grau wie die riesigen Häuser um uns herum. Wenn mein Kleinkind dann mal einen Stock am Straßenrand findet, dann denke ich nicht: “Oh toll Natur”, sondern: ” Oh nee lieber nicht, da haben bestimmt schon 50 Hunde daraufgepinkelt”. Ja wir sind Großstädter geworden, ich wollte immer Großstädter sein, doch manchmal überlege ich, bin ich nicht tief im inneren doch ein Landei? Und kann eine Großstadt eine gute Umgebung für ein Kind sein? Ich glaube nicht, denn Kinder brauchen Freiheit.
Sind Kinder gute Großstädter?
Meiner Meinung sind Kinder anpassungsfähig, allerdings sind sie dennoch keine guten Großstädter. Kinder sind ganz einfache Landleute, die viel Platz brauchen und nicht ständig von Verkehrsinsel zu Verkehrsinsel hüpfen möchten. Kinder sind Landleute, nein, das hängt nun nicht nur mit der Natur, den zwitschernden Vögeln und der ganzen anderen Idylle zusammen, sondern mit dem Platz und dem sicheren Raum, der ihnen auf dem Land zur Verfügung steht.
Der Gang zum Supermarkt in Hagen (und Hagen ist auch irgendwie ein größeres Dorf auch wenn dort 200.000 Menschen leben) war beispielsweise ein entspanntest miteinander. Es galt eine Straße zu überqueren und dann waren wir relativ sicher von Autos und anderem fahrbaren Ungetümen. Mein damals noch kleinstes Kleinkind lief freudig zum Supermarkt, auf den Straßen war nicht viel los, keine potentiellen Entführer oder grimmige, graubärtige Opis kreuzten unseren Weg. Der Supermarkt war klein, sehr überschaubar, die Kassiererinnen kannten mein Kleinkind schon vor der Geburt, als ich noch mit Kugel durch die Straßen lief. Wenn wir in den Supermarkt kamen, war es okay, wenn wir den Einkaufstrolly am Eingang stehen ließen, das machten dort viele so. Wir gingen durch die Gänge und es war okay, dass mein Kleinkind den Kaffee und Tee von A nach B räumte, es war okay, dass sie die Gänge lang lief und anderen Leuten beim Einkaufen zuschaute. Der Weg zurück war nicht weit und ich konnte mein Baby etwas laufen lassen, sie konnte sich in einigen Eingängen beim Treppensteigen ausprobieren und wir kamen sicher Zuhause an, ohne dass ich zuviel von folgenden Warnrufen: “Halt, Stop, rote Ampel, stehen bleiben, nicht da lang, Achtung da kommt ein Fahrradfahrer” aussprechen musste. Mittlerweile ist es das genaue Gegenteil, mein Kleinkind verliert mich im XXL Supermarkt, die Kassiererinnen sind unfreundlich, die Menschen schauen mich blöd an, wenn mein Kind nicht spurt, wenn sie Kaffee und Tee umräumt. Der Weg nach Hause ist ein Spießrutenlauf und mein Kind ist am Ende sehr gefrustet, da es sehr wenig Freiraum hat.
Unsere Kinder sind kleine Wilde
So ist das, ich bin davon überzeugt, dass mein Kind eine Wilde ist. Sie findet es doof, eingeschränkt zu sein in ihrem Handeln. Hat schon mal jemand von euch einen perfekten Nachmittag geplant? Ihr wolltet mit euren Kindern backen, ein riesiges Leinwandgemälde für den Flur malen oder andere schöne Sachen? Haben eure Kinder nach einiger Zeit angefangen eure Planung auf den Kopf zu stellen? Haben sie angefangen, sich selbst zu bemalen, euch zu bemalen, die Wohnung zu bemalen anstatt der Leinwand? Haben eure Kinder anstatt der Plätzchen lieber die Blätter der Zimmerpflanzen ausgestochen, haben sie die fertigen Plätzchen nicht auf das Blech legen wollen, haben sie die fertigen ausgestochenen Plätzchen wieder zu einer Masse zusammen geknetet? Hattet ihr schon mal das Gefühl, euren Kindern liegt nicht viel an eurem gut durchdachten Plänen? (okay, okay, okay als ich meiner Mitbewohnerin den Abschnitt vorgelesen habe, meinte sie Maja tuckert wieder in ihrem Fragebomber durch die Gegend. Also ich wollte euch nicht mit Fragen bombadieren, aber Was ich sagen wollte, war: Mit Wilden könnt ihr keine Pläne machen. Seid einfach froh, wenn sie euch nicht auffressen.
Und was mache ich nun mit dem Wilden im meinem Wohnzimmer?
An die Stadtmamas, die ihr Kind nicht auf dem Land spielen lassen können. Am besten räumt ihr das gute Porzellan heimlich weg, schnappt euch ein Buch und lasst eure Kids mal machen. Besonders gut klappt dies, wenn es zwei Wilde sind. Die unterstützen sich dann nämlich gegenseitig beim Verwildern der Wohnung. Zugegeben es braucht etwas Überwindung, seine vier Wände so unkontrolliert ausräumen zu lassen. Mir ist aufgefallen, dass mein Kleinkind, wenn sie frei spielen darf am liebsten mit meinen Sachen spielt und nicht mit ihrem Spielzeug. Diese räumt sie gerne aus und schaut sich alles genau an, manchmal ahmt sie mich auch nach. Zum Beispiel räumt sie die Wäsche aus dem Schrank, stapelt die saubere Wäsche auf einem großen Stapel und fängt dann an diesen zu “falten” und räumt die hälfte wieder ein, dann fängt sie sich an mit meinem Schmuck zu schmücken, sortiert die Deko neu, zieht meine Schuhe an, bemalt meinen Kalender, hängt sich meine Taschen um, sortiert alle Nähgarnrollen aus und und tut sie in eine kleine Holzschale. Sie ist ganz eifrig dabei und kommt dann irgendwann zu mir, um sich Aufmerksamkeit zu holen. Es gibt einige Ausnahmen bei denen ich: “Halt” sage, aber in der Regel sind viele meiner Dinge nur Dinge, ohne besonderen Wert deswegen ist es okay, wenn sie damit spielt.
Nun ist meine Überzeugung, dass Kinder diese Spielfreiräume brauchen, dass sie nicht angepasst zur Welt kommen, sonder ein ganzes Rudel kleiner Wölfe im Kopf haben und diesem Haufen Wilder möchte ich Platz lassen zum toben und entdecken. Ich glaube, dass Kinder nicht lernen die Disziplin wahren, wenn wir ihnen auf die Finger hauen, sondern ich glaube das Lernen sie irgendwann von alleine, deswegen können wir ihnen jetzt die Freiräume lassen. Das bedeutet natürlich auch, dass ich ständig am Aufräumen bin, aber niemand hat ja gesagt, dass Kinder einfach wären. Natürlich es ist immer einfach, seine Kinder zu vernachlässigen, aber Erziehung, wenn sie im Sinne der Kinder ist, ist immer Stress. An der Großstadt stört mich, dass ich mein Kleinkind ständig einschränken muss, wenn wir weggehen, aber so ist das Leben. Ein bisschen bereue ich es nach Köln gezogen zu sein (eigentlich war es ja wegen dem Erzieherjob) Das nächste mal ziehen wir wieder Richtung Wald und Wiese.
Wie steht ihr zur Großstadt und zur Freiheit eurer Kinder? Habt ihr ähnlich Erfahrungen gemacht?
Hier ist noch ein bisschen Alltag in Bildern, wenn es euch gefallen hat, dann kommt ins Pusteblumenland, hier ist es ganz toll, bunt, wir sehen alle aus wie Comicfiguren, es gibt rosa Elefanten und LSD. Ja, ich weiß der Versuch ist billig, aber liken wäre trotzdem nett, ach und sharen nicht vergessen ;)
Liebe Grüße
Maja

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