Unsere Mamabesserwisserblogs – Mal eine Meinung zum Kinderschlagen und warum wir darüber reden müssen
Von Pusteblumenbaby. Abgelegt unter Mamas Erziehung |Schlagwörter: Erziehungstipps
Bin ich eine Mama, die weiß, wie die Dinge laufen? Auf keinen Fall. Es gibt wohl einige Punkte, zu denen ich allerdings eine Meinung habe. Das Stillen ist zum Beispiel nach WHO bis zum zweiten Lebensjahr empfohlen und Studien zeigen, dass es viele positive Folgen für das Kind hat. Eine Studie aus Freiburg konnte zum Beispiel nachweisen, dass Stillen vor Infektionskrankheiten schützt. Diese Erfahrung hat sich bei mir und meiner Tochter voll bestätigt. Zeitweise war unsere WG ein einziges Lazarett und eigentlich wäre es sogar gut gewesen, wenn mein Baby dann auch krank im Bett gelegen hätte. Sie aber eine unerschütterliche Gesundheit und ist den ganzen Tag auf mir nackt (im Winter) rumgeturnt. Ich glaube bis jetzt war meine Tochter einmal krank.
Stillen
Da ich also das beste für mich und mein Kind wollte, bedeutete es, dass das Stillen durchziehe und Widerstände in Kauf nehme. Genaueres zu diesen Widerständen Stillen hatte ich ja schon bei Chris von Sparbaby geschrieben. Nun kenne ich natürlich viele extreme Fallbeispiele, bei denen es beim besten Willen nicht ging. Diese Mamas füttern zu oder geben das Fläschchen und darin sehe ich kein Problem. Es gibt aber auch Mütter, die vor allem sagen, dass sie ihre Kinder nicht stillen, weil es ihnen zu anstrengend ist und sie vor allem noch Frau sein wollen. Bei diesen MüttÜern frage ich mich, warum sie sich dann für Kinder entschieden haben, wenn sie diesen geringen Gegenwind nicht verkraften und das Baby sofort ins Korn werfen.
Kinder schreien lassen und Kinder schlagen
Zum zweiten halte ich es für wichtig, seine Babys nicht schreien zu lassen oder ihnen auch nicht schon von harter Hand das Erziehungs-Abc beizubringen. Auch hier zeigen Studien, dass dies vor allem der Gehirnentwicklung der Kinder schadet und diese so zum Beispiel viel eher später von Ängsten befallen werden und weniger Selbstbewusstsein haben. Auch hier sind Mütter, die vielleicht nicht aus Unwissen, sondern vor allem aus Faulheit ihre Kinder derart erziehen für mich nicht diskutabel.
Schließlich sind Eltern, die ihre Kinder schlagen, für mich nicht akzeptabel. Auch hier zeigt zum Beispiel netzwerkB die Konsequenzen. Kinder, die geschlagen werden, neigen zu geringerem Selbstbewusstsein. Eingeschüchtert sagen sie vielleicht seltener “nein” und haben tatsächlich weniger Wutanfälle (gut für die strenge Mutti). Dies bedeutet aber auch für später, dass sie im Falle von sexualisierter Gewalt weniger “nein” sagen und sich in den Beziehungen zum Täter sogar partiell aufgewertet fühlen. Schaut man sich die Beziehungen von Tätern zu ihren Opfern an, so sind es oftmals Opfer ohne viel Selbstbewusstsein. Hier findet durch die elterlicher Erziehung eine Vorprägung statt und in der emotionalen Nähe, die die Täter dann zu ihren Opfern aufbauen, ist es dann nach einer langen vertrauensvollen Beziehung ein Leichtes, dieses Vertrauen schamlos auszunutzen. Betroffene sexualisierter Gewalt befinden sich häufig Jahre in emotionalen Abhängigkeitsverhältnissen zu den Tätern. Wer nun glaubt dies sei selten, kann gewiss sein, dass es in Deutschland allein 10 Millionen Betroffene gibt. Das Ärzteblatt geht sogar von noch mehr Betroffenen aus.
Nun es mögen viele die kausalen Zusammenhänge nicht sehen, aber bei 51 Prozent der Eltern, die ihre Kinder noch schlagen, kann ich nur die Schweden begrüßen, die Eltern sogleich über 10 Monate hinter Gitter bringen und ihnen sofort die Kinder wegnehmen. Vielleicht verstehen wir das in unserer Kultur nicht, aber in Schweden ist es umgekehrt für alle undenkbar ihre Kinder zu schlagen. Nicht umsonst hat Astrid Lindgren auch den Literaturnobelpreis gewonnen.
Warum Mamablogs alles besser wissen sollten
Nun kommen wir mal zum Thema. Mamas sind oftmals überfordert, was aber dann auf den meisten Ratgeberseiten kommt, sind Ratschläge die das Allgemeinste vom Allgemeinen zusammenfassen. Ideen, dass wir unsere Kinder maßregeln müssten, stellen die Autoren ohne Bezug zur Realität dar. Ich selbst bin mir auch oftmals sehr unsicher, was, wie, wann und wo ich alles falsch mache. Erziehung ist definitiv keine leichte Aufgabe und oftmals glauben wir, es gäbe den Kniff. Eine Art Bewegung oder Wortformel, die unsere Kinder in brave Schäfchen verwandelt, die genau nach unserer Pfeife tanzen. Die Gesamtheit der Erziehung aber steht im Mittelpunkt.
Miss Moon hat nun einen Artikel geschrieben, wobei die Ratschläge sicher diskutabel sind, aber die Tatsache, dass sie ihre Erfahrungen mit uns teilt und daraus die Regeln ableitet und diese auch noch persönlich zur Diskussion stellt, empfinde ich als einen der Fortschritte, die uns das Internet bringt. Wir sollten uns ernsthaft der Erziehungsdiskussion stellen, denn ich bin der Auffassung hier ist vieles falsch gelaufen. Wir dürfen unsere Kinder nicht privat erziehen, weil die Kinder nicht uns gehören, sondern sich selbst. Das heißt, vieles in der Familie ist nicht Privatangelegenheit. Das mag für euch überzogen klingen, aber wusstet ihr, dass es in Deutschland zum Beispiel keine Anzeigenpflicht für sexualisierte Gewalt gibt? Das heißt, wenn ihr wüsstet, dass ein Kind, das ihr kennt, missbraucht wird, müsstet ihr es nicht anzeigen und ihr würdet euch damit nicht strafbar machen. Aber es kommt noch doller: Ihr müsstet es nicht mal melden. In Deutschland gibt es hierfür keine Anzeigen- und Meldepflicht.
Natürlich ist das ein Phänomen, dass Mamas nun mit den Blogs ihre Ratschläge verteilen. Ich finde das allerdings gut, wenn es offen für Diskussion ist und da finde ich den Facebookkommentar nicht so schön (Facebookdiskussion). Wir wissen heute noch nicht viel über die Entwicklung unserer Kinder und seitdem die Soziologie mehr und mehr Studien in den Raum wirft, tut sich in den letzten Jahrzehnten ein gesellschaftliche Abgrund auf. Wie Norbert Denef von netzwerkB glaube ich auch, dass die hohen Zahlen an sexualisierter Gewalt Gründe haben. 10.000.000 Betroffene haben eine Ursache, die wohl gerade dort zu suchen ist, wo wir unsere Gewalt weitergeben und so müssen wir die Gründe in der Erziehung suchen.
Erziehung als Privatsache?
Grundsätzlich denke ich, dass Erziehung keine Privatsache ist und niemand einfach mal so machen sollte. Es ist keine Frage der persönlichen Auffassung, sondern es ist die gesamtgesellschaftliche Frage, was für unsere Kinder das Beste ist. Sicher ich stille sehr lange und das kann nicht jede Frau. Dies sind Grenzfragen, aber beim Schreienlasssen oder beim Schlagen gibt es recht eindeutige Befunde. Der größere Teil der Eltern denkt dennoch anders und das sehen wir daran, dass trotz des gesetzlichen Verbots Kindern auch nur einen Klaps zu geben, Eltern immer noch ihre Kinder schlagen. So verwundert mich auch nicht, dass es immer noch zu folgenden Kommentaren kommt:
“Frau kann das Baby auch mal schreien lassen, wenn sie auf dem WC oder unter der Dusche ist! Es wird bald lernen, dass Mama ein paar unaufschiebbare Bedürfnisse hat.”
“So ist es. Es macht den Anschein hier als hätten diese jungen Mütter nicht von ihren Eltern gelernt. Gerade die Artikel mit all den zum Teil doch hysterischen Ratschlägen. Eine richtige Mutter braucht bestimmt keine diese Ratgeber-Kinder-Bücher zu lesen. Sie lernte das Handwerk von der eigenen Mutter.” (http://blog.tagesanzeiger.ch/mamablog/index.php/23293/geniessen-geniessen-geniessen/#comments)
Im Letzten Kommentar liegt das Problem verborgen, die meisten Mütter, die alles anders machen wollen, lernen das “Handwerk” von ihren Eltern und dann gibt sich die Gewalt von Generation zu Generation weiter. Ich glaube allerdings, dass wir uns nun in einer Umbruchphase befinden. Schweden macht es vor und auch die anderen Länder müssen folgen, um schließlich eine gesunder Gesellschaft hervorzubringen. Zwar ist es richtig, dass wir auch so bisher groß geworden sind, aber wir wollen nicht nur leben, sondern auch glücklich leben, daher ist es an der Zeit, dass die Gesellschaft sich wandelt. Aus diesem Grund finde ich gut, wenn Mamas sich öffentlich mit Besserwisserblogs zu Wort melden und so das Thema überhaupt erstmal diskutabel machen.
Wenn ihr noch mehr zum Nachdenken anregen wollt, könnt ihr gerne diesen Beitrag weiterteilen :)
Alles Liebe
eure Maja
