Das hat mir auch nicht geschadet – Von der strengen Erziehung
Von Pusteblumenbaby. Abgelegt unter Mamas Erziehung |Schlagwörter: Erziehungstipps
Ich bin wohl eine Ökomama. Die meisten meiner Leser fragen sich da, was soll aus meiner Tochter nur werden? Mit 3 sei sie das verhaltensauffällige Mädchen im Kindergarten, das immer nur mit einem Jutesack bekleidet und barfuß (im Winter gibt es Babybirkenstocksandalen) in die Gruppen kommt und verhaltensauffällig anderen Kindern das Schreien beibringt, aber ihnen dafür im Gegenzug das Spielzeug wegnimmt. Alles, weil Ökomama sie krümeln lässt, keine strikte Zu-Bett-Geh-Pflicht besitzt und mit ihr eher mit dem mit ihr spielt (affilliate), kurz, weil ich generell mein Kind eher machen lasse als zu viel zu reglementieren.
Weil mein Kleinkind zu lange gestillt wurde, schläft sie natürlich noch bis zur vierten Klasse bei mir im Bett, danach bricht sie die Schule ab und beginnt eine Lehre als Schmuckdesignerin. Mit 12 Jahren kommt sie dann nachts nicht nach Hause und raucht Peace an irgendwelchen Lagerfeuern bis sie dann mit 13 Jahren ihre Ausbildung schmeißt und in einen Bauwagen einer Hippikommune zieht. Bis zum 65. Lebensjahr lebt sie von Sozialhilfe und kleinen selbst gebastelten Müll-Anhängern, die sie mit zittrigen Händen und Kippe im Mund vor dem Netto verkauft. Was wird wohl aus meinem Kind werden, wenn ich nicht streng bin?
Das hat mir auch nicht geschadet
Strenge hat noch keinem Kind geschadet. Schnell hier eine Regel aufstellen und vor allem konsequent sein. Der Spruch “Das hat mir auch nicht geschadet” ist bei dieser Auffassung schneller ausgesprochen als er nachgefühlt wurde. So als hätte das bisherige Erziehungsprogramm fruchtbare Spuren bei demjenigen Erwachsenen hinterlassen. Und natürlich viele von den Misshandelten bauen sich ein erfolgreiches Leben auf, doch wissen gleichzeitig nicht, woher eigentlich die inneren Depressionen und Gefühlsgewitter kommen. Schnell erkennen wir dieses oder jenes Missgeschick als Ursache, zu uns selbst dringen wir dabei aber nicht durch. Emotional sind viele Menschen nicht ausgeglichen.
Daher lese ich gerade verschiedene Bücher zu Psychotherapien und erfahre dort, dass viele in bestimmten Erinnerungsmethoden die kindlichen Schockmomente nochmal hervorgerufen werden. Bei längst vergessenen, verdrängten und abgespaltenen Situationen brechen viele Klienten dann in Tränen aus und sehen, dass es ihnen doch geschadet hat. Die Menschen merken in diesen Momenten, wie sie eben doch noch innerlich fühlen und wie nachhaltig sich als ungerecht empfundene Momente in ihr Gehirn eingebrannt haben.
Ja, wir merken unsere Schäden selten. Wir merken, dass wir in bestimmten Momenten Ängste haben, wir merken, dass wir rot werden, wenn wir vor anderen sprechen sollen, wir merken, dass wir zu wenig Liebe empfinden, doch für all diese Unsicherheiten lassen sich nur schwer die Ursachen aufspüren. Wir durchdringen nur schwerlich uns selbst. Die eigenen Fehler, die ihre Ursachen haben, zu betrachten und mit ihnen umgehen, ist schwer.
Doch die Psychologie weiß, unser Gehirn speichert nicht nur Erinnerungen, sondern die Erinnerungen sind zugleich auch Teil unserer Persönlichkeit. Da kann sich ein lapidarer Satz am Weihnachtsabend, eine nicht verstandene Regel tief in die Seele brennen, ohne dass wir es jedoch merken. Stattdessen versuchen wir intuitiv Schmerzen zu vermeiden, versuchen langfristig ähnlichen Situationen aus dem Weg zu gehen. Die Folge von bestimmten Erziehungsmethoden sind verstärktes Angstempfinden und eine unsichere Persönlichkeit. Doch es gibt auch viele andere Dysfunktionalitäten, die sich derart zurückverfolgen lassen. Der Satz aber “Das hat mir auch nicht geschadet” ist schwer in uns selbst nachprüfbar, Studien zeigen aber die Folgen.
Was ich weiß
Ja, eigentlich schimpfe ich mit meiner Tochter überhaupt nicht und bin immer wieder fasziniert, wieviel sie eigentlich schon versteht. Doch dann versteht sie Dinge leider auch mal nicht. Am Ostermontag musste ich sie leider in einen Autositz bei meinen Eltern verfrachten und sie hat geschrien wie am Spieß. 20 Minuten Fahrt, die die Hölle für unsere Nerven waren und die noch mehr mein Kind irritiert haben. Was sagt ihr dazu? Da muss das gute Kind durch? Nun, ich sehe auch wenig Alternativen, irgendwie müssen wir ja von A nach B kommen und ich bin auch keine Frau aus dem Busch, die ihr Kind Kilometer durch die Steppen Afrikas trägt. Was mir aber wichtig war: Ich habe nicht mit ihr geschimpft oder ihr gesagt, dass sie keinen Grund zum Schreien hat. Ich habe ihr nicht zu spüren gegeben, dass wenn sie sich aufregt, sie vollkommen falsch liegt. Ich habe ihr nicht gesagt, dass ihre Gefühle der Bedrängnis falsch sind. Ich habe sie auch nicht ausgeschimpft, dass sie aufhören soll mit Schreien. Stattdessen habe ich versucht, verständnisvoll zu reagieren, was schwer ist, da ich ja auch unter Stress war. Sie tat mir im Nachhinein sehr leid, denn es war einfach nur Gewalt gegen ihren Willen. Vielleicht unvermeidbar. Hat es ihr geschadet? Den Abend über war sie sehr ruhig und saß traurig in ihrem Kinderwagen. Ich stellte den Kinderwagen auf dem Flur ab und sie saß dort mit offenen Augen und sah zu wie ich die Wohnung aufräumte. Sie hatte mit Sicherheit etwas gelernt und ich hoffe, dass sie diese Situation doch irgendwie einordnen und verarbeiten kann. Ich hoffe auch, dass sie ihre Angst vor Kindersitzen verliert, denn im Sommer wollen wir nach Frankreich. Was denkt ihr?
Alles Liebe
eure Maja

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